Handelsvolumen auf Rekordniveau
Zertifikate sind bei den heimischen Investoren fest verankert.
Rudolf Preyer. Der österreichische Zertifikatemarkt habe seine Stabilität unter Beweis gestellt, erklärt Frank Weingarts, Vorsitzender des Vorstandes des „Zertifikate Forums Austria“ (ZFA), im gerade erschienenen Jahresbericht zum Vorjahr.
Während an den Märkten sowohl Rentenpapiere als auch Aktien in signifikantem Ausmaß von durchschnittlich 20 % an Wert verloren, sei es bemerkenswert, dass der Open Interest lediglich um 7,8 % auf 13,7 Milliarden Euro zurückging und das Handelsvolumen mit 3,6 Milliarden Euro auf gleichem Niveau wie im Rekordjahr 2021 blieb: In den meisten Monaten des 2023er-Jahres konnten sogar Nettomittelzuflüsse in Anlagezertifikate verzeichnet werden – „wir nehmen das als Beweis für die Akzeptanz der Anlageklasse Zertifikat“.
So sieht die Struktur der heimischen Zertifikate-Landschaft aktuell aus: Insgesamt 65 % der Anlage-Zertifikate entfallen auf Kapitalschutz-Produkte, der überwiegende Großteil auf Zertifikate, die vollständigen Schutz anbieten. Bonus-Zertifikate stehen für 13 %, Aktienanleihen für 11 % und Express-Zertifikate für 8 % der Anlage-Zertifikate. Mehr als drei Viertel der Hebelprodukte sind sog. Knock-Out-Zertifikate. Hebelprodukte schließlich stellen rund 1 % des Open Interest des österreichischen Gesamtmarktes dar.
Ertrag und Risiko: Kehrseiten der Medaille
„Strukturierte Produkte können den Kunden im Vergleich zur Direktanlage entscheidend vor Verlusten bewahren“, sagt Thomas Wulf, Generalsekretär der European Structured Investments Products Association (EUSIPA), „ihr Wesen ist auch Beleg dafür, dass Ertrag und Risiko stets Kehrseiten der gleichen Medaille bleiben.“
Strukturierte Produkte seien in der Lage, dass Anleger an der Kursentwicklung wichtiger Marktteilnehmer partizipieren können, gleichzeitig aber einen Schutz vor den gerade bei langfristiger Anlage allfälligen größeren Schwankungen der Einzelwerte, Aktienkörbe und Indizes haben. Wulf prägnant: „Ertrag gibt es nur gegen Risiko. Wer den Kunden vor dem Markt schützen will, gewährt ihm letztlich keinen Zugang.“
Zur Lobby- bzw. Interessensarbeit des „Zertifikate Forums Austria“: Der im Jahr 2021 erstmals vereinbarte Nachhaltigkeit-Kodex für Zertifikate wurde im vorigen Jahr in enger Abstimmung mit dem „Deutschen Derivate Verband“ und unter Berücksichtigung der seit August 2022 gültigen MiFID-Bestimmungen an die europäischen Normen angepasst und veröffentlicht.
Somit kann das ZFA den Anlegern – aber auch den Beratern – eine klare Orientierung geben, welche Investments heute als „grün“ anerkannt werden.
Strukturiere Produkte: Teil der Lösung
Wieder der ZFA-Vorstandsvorsitzende: Strukturierte Produkte seien flexibel genug, um sich den meisten Bedürfnissen und Rahmenbedingungen anzupassen. Sie sollten deshalb vom Gesetzgeber und Regulator als „Teil der Lösung und nicht, wie allzu oft und immer wieder, als Teil des Problems gesehen werden“.
Weingarts unterstreicht im Jahresbericht abschließend: „Wir sehen voll Zuversicht in die kommenden Monate und Jahre, denn mehr und mehr stellt sich heraus, dass Zertifikate angesichts der zunehmenden Volatilitäten an den Märkten, den plötzlich wirksam werdenden und vielfältigen Krisen und den zunehmenden politischen Spannungen genau jene Anlageinstrumente für Privatanleger sind, die zum langfristigen Vermögensaufbau besonders zielführend beitragen können.“ Es sei die vordringliche Aufgabe des Zertifikate Forums Austria, den Nutzen der Zertifikate – unter dem Motto: „Zertifikate sind die Lösung!“ – neue Anlegerschichten zu vermitteln.
Foto: AdobeStock / wsf-f