Mit ETFs in den Emerging Markets investieren

Gute Ausgangssituation für Anleihen und Aktien mit Schwellenländerfokus.

Michael Kordovsky. Zahlreiche Emerging Markets weisen im Vergleich zu den entwickelten Ländern einen Bewertungsabschlag auf. Dabei ist deren Wachstum langfristig noch dynamischer als jenes in unseren Breiten. Hinzu kommt in vielen Ländern eine demographisch relativ junge Bevölkerung, und das bei niedriger Staatsverschuldung. Von 2004 bis 2023 stieg laut Daten des IWF die Bruttostaatsverschuldung der entwickelten Volkswirtschaften von 76,6 % des BIP auf 112,1 %. Im gleichen Zeitraum ist der Schuldenlevel der Entwicklungs- und Schwellenländer trotz Pandemie von 46,4 % der Wirtschaftsleistung auf nur 67 % gestiegen. Ein für die entwickelten Länder erwartetes BIP-Wachstum von 1,8 % im Jahr 2025 steht 4,1 % Wachstum der Entwicklungs- und Schwellenländer gegenüber.

Während in Europa die Mittelschicht dünner wird, hat sich in zahlreichen Schwellenländern bereits eine solide Mittelschicht etabliert. Unter diesen genannten volkswirtschaftlichen Aspekten erscheint es sinnvoll, verstärkt in Anleihen von Schwellenländern zu investieren.

Und während eine österreichische Bundesanleihe mit drei Jahren Laufzeit per 17. Mai 2,925 % Rendite abwirft, bieten laufzeitkongruente Anleihen aus Brasilien, Indien und Mexiko 10,8 %, 7,1% bzw. 10,4 %.

Günstige EM-Bond-ETFs
Eingesparte Spesen sind ein Ansatz für Mehrertrag. Die Vorteile breiter Streuung und niedriger laufender Kosten bieten EM-Bond-ETFs wie beispielsweise der „L&G ESG Emerging Markets Government Bond (USD) 0-5 Years UCITS ETF“, der per Ende März 2024 mit 97 % des Volumens in Laufzeiten zwischen 0 und 5 Jahren investiert ist, woraus geringere Zinsrisiken resultieren, die beispielsweise im Falle weiterer Leitzinsanhebungen der Fed schlagend werden könnten. Trotzdem liegt die Portfolio-Rendite auf Verfall noch immer bei 6,17 %. Rund 52 % des Fondsvolumens sind im Investmentgrade-Bereich angesiedelt. Am stärksten gewichtet sind Saudi-Arabien (5,7 %), Indonesien (5,0 %), Vereinigte Arabische Emirate (5,0 %), die Türkei (4,9 %) und der Oman (4,1 %), gefolgt von Brasilien (4,0 %). Die laufenden Gebühren betragen 0,25 % pro Jahr.

Wer mit längeren Laufzeiten auf Zinssenkungen spekulieren möchte, sollte einen Blick auf den „Vanguard USD Emerging Markets Government Bond UCITs ETF“ werfen, dessen Durchschnittslaufzeit per 31. März 2024 bei 10,7 Jahren liegt, und das bei einem durchschnittlichen Credit-Rating von BBB-. Die Rendite für den schlimmsten Fall ist mit 6,71 % angegeben. Die stärksten Gewichtungen fallen auf China (10,4 %), Saudi-Arabien (9,5 %), Mexiko (7,9 %), Vereinigte Arabische Emirate (7,0 %) und Indonesien (6,3 %). Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,25 %.

EM-Aktien-ETFs
Per Ende April 2024 lag das Forward-KGV im 1.375 Titel enthaltenden „MSCI Emerging Markets Index“ (USD) bei 12,2, verglichen mit 17,9 beim MSCI World. Nur 0,14 % p.a. an laufenden Kosten weist dabei der „Amundi MSCI Emerging Markets II UCITs ETF“ auf. Am stärksten gewichtet sind China (26,7 %), Indien (18 %), Taiwan (17,2 %) und Korea (12 %).

Zu den Top-Aktien zählen unter anderem Taiwan Semiconductor, Tencent, Samsung und Alibaba. Ebenfalls günstig mit einer Gesamtkostenquote von 0,18 % ist der „iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF“, der den „MSCI Emerging Markets Investable Markets Index“ (mit 3.170 Positionen!) abbildet.

Für ESG-orientierte Anleger interessant erscheint der „Fidelity Sustainable Research Enhanced Emerging Markets Equity UCITS ETF Acc“, dessen laufende Kosten pro Jahr bei nur 0,30 % liegen. Berücksichtigt werden eine Vielzahl ökologischer und sozialer Anforderungen wie z. B. CO2-Intensität, Energieeffizienz, Wasser- und Abfallmanagement, Lieferkette, Gesundheit und Menschenrechte.

Foto: AdobeStock / photon-photo