„Es ist besser, mit Verkäufen zuzuwarten“
Frank Nickel, CEO der CA Immo, über die aktuelle Deutschland-Strategie, Grundstücksreserven sowie in welchen CEE-Märkten Vorsicht angebracht ist.
Börsen-Kurier: Herr Nickel, welche Strategie verfolgen Sie derzeit am boomenden deutschen Immobilienmarkt?
Frank Nickel: Unsere Strategie ist, dass wir in Deutschland selbst bauen und Fertigstellungen großteils im eigenen Bestand halten. Zu kaufen lohnt sich dort angesichts einer Rendite von 4 % kaum. Entwickeln wir jedoch selbst, so kann mit einer Rendite von 5 bis 9 % gerechnet werden.
Börsen-Kurier: Auf welche deutschen Städte konzentrieren Sie sich?
Nickel: Wir sind in Deutschland schwerpunktmäßig in drei Städten – sprich: Berlin Frankfurt und München – aktiv. In den Sekundär-Städten Mainz, Regensburg und Düsseldorf verfolgen wir ebenfalls Projekte, wie etwa zentral gelegene Quartiersentwicklungen in nicht reproduzierbaren Lagen. Dazu gehört beispielsweise die Quartiersentwicklung Zollhafen Mainz mit gemischter Nutzung, die auf einem 30 Hektar großen Entwicklungsareal in einem Joint Venture mit den Stadtwerken Mainz realisiert wird.
Börsen-Kurier: Welche Rolle spielt derzeit Deutschland in Ihrem Gesamtportfolio?
Nickel: Deutschland zeichnet für einen Portfolioanteil von 44 % verantwortlich. Dabei liegt der Büroanteil bei 90 %. Im internationalen Portfolio liegt der Büroanteil bei 85 %. Vermietet sind deutlich mehr als 90 % des Gesamtportfolios, die durchschnittliche Rendite liegt bei 6,4 %.
Börsen-Kurier: Wie schaut es mit Ihren Grundstücksreserven in Deutschland aus?
Nickel: Gegenüber der Konkurrenz haben wir den Riesenvorteil, dass wir in Deutschland über genügend Grundstücksreserven verfügen. Sie ermöglichen über die nächsten drei bis fünf Jahre ein Projektvolumen mit rund 800.000 Quadratmetern an Nutzfläche. Den Wert dieser Projekte schätzen wir nach Fertigstellung auf mehr als 2 Mrd Euro.
Börsen-Kurier: Welche Pläne haben Sie mit den angesprochenen Grundstücksreserven?
Nickel: Was die deutsche Landbank betrifft, stehen uns mehrere Möglichkeiten offen. Wir können für den eigenen Bestand oder Dritte entwickeln oder auch Grundstücke verkaufen. Unsere Grundstücksreserven haben den weiteren Vorteil, dass Finanzierungen extrem billig werden.
Börsen-Kurier: Schauen Sie darauf, möglichst früh in der Projektentwicklung Mietverträge abzuschließen?
Nickel: Bei zentral gelegenen Projekten in Berlin – wie etwa dem direkt am Berliner Hauptbahnhof gelegenen Bürogebäude Cube, das sich derzeit in der Vorbereitung befindet – haben wir keinen Druck, bereits vor Baustart Mieter zu akquirieren.
Wir warten noch zu, um möglicherweise in einem Jahr noch höhere Mieten verlangen zu können. Hinter dieser Überlegung steht die starke Nachfrage nach sowie das geringe Angebot an modernen Büroflächen in Berlin.
Börsen-Kurier: Man kann sich gut vorstellen, dass Ihr Portfolio unter Investoren heißbegehrt ist?
Nickel: Das stimmt, 80 % der Gespräche, die ich derzeit führe, beginnen damit, ob wir nicht was zu verkaufen haben. Wir glauben aber, dass es besser ist, mit Verkäufen noch zuzuwarten. Im CEE-Raum schauen wir uns darüber hinaus permanent nach möglichen Zukäufen um.
Börsen-Kurier: Bei aller Euphorie um den boomenden deutschen Immobilienmarkt: In welchen Ihrer Märkte ist derzeit Vorsicht angebracht?
Nickel: Warschau ist ein Markt wo wir derzeit vorsichtig sind, auch wenn der Research nach wie vor Potenzial sieht. Tatsache ist jedoch, dass in der polnischen Hauptstadt derzeit sehr viel entwickelt wird.
Das Interview führte Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier)