„Investoren sind bereit, für Qualität zu zahlen“
Auch wenn passive Investmentfonds künftig weiter an Bedeutung gewinnen werden, wird aktives Fondsmanagement immer eine wichtige Rolle spielen.
Passive Investmentstrategien – sprich ETFs – haben in den vergangenen Jahren bekanntlich massiv an Bedeutung gewonnen. 2016 zeichneten sie bereits für 17 % des weltweit von Asset Managern verwalteten Vermögens (85 BioUSD, Anm.) verantwortlich. Wie aus einer aktuellen Studie von PWC („Asset & Wealth Management Revolution: Embracing Exponential Change“) hervorgeht, wird sich der Siegeszug passiver Investments weiter fortsetzen. Bis 2025 wird ein Anstieg ihres Marktanteils auf 25 % bzw. eine Verdoppelung des verwalteten Vermögens auf 37 BioUSD prognostiziert.
ETFs im Trend
Die Erfolgsformel passiver Investmentfonds ist für die PWC-Experten schnell auf den Punkt gebracht:
Sie wären transparent, flexibel und kostengünstig. „ETFs liegen international im Trend“, so auch Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse. Wie der Börsen-Kurier berichtete, ging an der Wiener Börse kürzlich ein „ETF-Segment“ mit 60 börsegehandelten passiven Fonds von neun verschiedenen Produktanbietern an den Start. Wie Boschan ankündigte, soll das Angebot weiter ausbaut werden – man stehe erst am Beginn einer Reise, so der CEO zuletzt.
So weit, so gut. Ungeachtet des fortwährenden ETF-Booms, stehen aber auch „aktive“ Veranlagungsstrategien nicht vor dem Aus. Laut der PWC-Studie soll ihr Marktanteil bis 2025 zwar von derzeit 71 auf 60 % zurückgehen, das in aktiven Fonds veranlagte Vermögen aber von 61 auf 88 BioUSD ansteigen. „Aktives Management wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen“, heißt es dort. Allerdings würden Investoren verstärkt zwischen Alpha und Beta differenzieren, bzw. was sie bereit wären für beides auszugeben. „Investoren sind bereit, für Qualität zu zahlen“, sagt auch Albert Reiter, Geschäftsführer des Fondsanalysehauses e-fundresearch.com, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Vor allem institutionelle Investoren würden es zu schätzen wissen, wenn aktive Fondsmanager einen nachweisbaren Mehrwert erzielen, der auch mit höheren Kosten verbunden sei. Nichtsdestoweniger glaubt der Experte, dass die Gebühren von aktiven Fonds – vor allem von Retail-Fonds, aber auch im institutionellen Bereich – zurückgehen werden. Nachsatz: „Asset Manager, die Kernkompetenzen haben, werden ihr Gebührenniveau – und damit auch ihre Margen – verteidigen können.“
Für Reiter wird nicht zuletzt MiFID II dafür sorgen, dass die Gebührenstrukturen insgesamt transparenter werden. Die Richtlinie, die am 3. Jänner des kommenden Jahres in Kraft tritt, stelle auch sicher, dass aktive Manager zunehmend auf die Kosten achten – vor allem auf die Transaktionskosten. „Die Folge ist ein effizienteres Management und damit auch eine Steigerung der Produktqualität“, so Reiter. Für ihn wird MiFID II auch einer der Treiber, der Entwicklung sein, dass Asset Manager, die nicht nachhaltig Alpha generieren können und nicht auf bestimmte Anlagekategorien oder Themen spezialisiert sind, künftig deutlich an Bedeutung verlieren werden.
„Es gibt Assetklassen bei denen man weiß, dass man als aktiver Fondsmanager mehr Möglichkeiten hat, schlechte Investments zu vermeiden, die im Index enthalten sind“, meint Reiter. Dazu zählt er Emerging Market Bonds in Lokalwährungen, Emerging-Markets-Aktien sowie beispielsweise auch das Small-Cap-Segment. „Aktive Fonds, die sich am S&P 500 orientieren, werden es dagegen schwer haben, Anlegern Mehrwert zu bieten“, sagt der Fachmann.
Kennzahl für aktives Management
Wie können aber Anleger nun sicherstellen, dass sie auch wirklich für ein aktiv gemanagtes Produkt Geld ausgeben und nicht für einen verstecken Indexfonds? Reiter empfiehlt den Active Share unter die Lupe zu nehmen. Die Kennzahl messe, wie stark ein Fonds von seinem Index abweiche. Dabei gelte: je höher, desto besser. „Ein Wert von 0 % bedeutet, dass keine Abweichung zwischen Fonds und Index vorliegt“, so Reiter.
Eine Weiterentwicklung des Active-Share-Ansatzes sei das Active-Fee-Konzept. Hier würden die Fondsgebühren um die Active Share adjustiert. „Active Fee macht einen Kostenvergleich aktiver Manager möglich“, so Reiter. Für die Berechnung wären keine Performancezahlen notwendig, sondern lediglich die Gewichtung von Aktien im Fonds sowie im Index sowie die Total Expense Ratio.
Stichwort Performance. Eines müssen sich Anleger jedenfalls vor Augen halten: Wie diverse Studien beweisen, ist nicht jeder Fondsmanager in der Lage, seine Benchmark auch wirklich nachhaltig outzuperformen.
Autor: Mag. Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)