Sonderchance Gold und Silber
Der Silberpreis ist bereits nach oben ausgebrochen und der Goldpreis steht kurz davor. Nicht nur das charttechnische Bild spricht für Edelmetalle. Terminmarkt-Daten und das geopolitische Umfeld stimmen ebenfalls bullish.
Der Goldpreis verharrt in enger Bandbreite unterhalb des Widerstand-Bereichs um die 1.350 USD, während der Silberpreis in einem 2-Jahres-Zeitraum einen Keil bildete und nach mehreren Wochen engster Bandbreite bei rund 16,66 USD nach oben ausbrach. Vor allem Silber wurde am Terminmarkt durch Kontraktverkäufe nach unten gedrückt. Nun stehen die Chancen auf einen größeren Short Squeeze so gut wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das Ganze hat folgenden Hintergrund: Die Bullionbanken, die die Konten großer Silberproduzenten wie Rio Tinto oder BHP Biliton verwalten, sind als „Commercials“ fast immer auf der Gewinnerseite. Auf der anderen Seite handeln Investmentfonds, Hedge Funds und im geringen Ausmaß private Trader. Mittlerweile halten die Commercials auf Nettobasis schon fast eine Long-Position in Silber.
Auf der anderen Seite geht aus den CoT-Daten (Commitment of Traders) hervor, dass die großen Spekulanten in den vergangenen zwölf Monaten bis Mitte April ihre massiven Long-Positionen schrittweise abgebaut haben und sogar zwischenzeitlich per Saldo short gingen. Die Entwicklung der Positionierung der Commercials verlief fast spiegelverkehrt.
Silber in Startposition
Und es gibt weitere Besonderheiten: Das Comex-Silber-Open-Interest (ausstehendes Kontraktvolumen) ist binnen zwei Jahren bis zur Woche des 10. April 2018 von 185.000 auf 227.000 Kontrakte gestiegen, was eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit bedeutet, dass die Spekulanten im Falle weiterer Anstiege des Silberpreises massiv Kontrakte zurückkaufen müssen.
Dies könnte eine baldige Preisexplosion (Short Squeeze) bedeuten. Darüber hinaus hat die Gold-Silber Ratio (Verhältnis Goldpreis zu Silberpreis) Anfang April mit 80,7 wieder den langjährigen Widerstandsbereich seit 1996 erreicht ehe bis 20.4. ein Rückgang auf 77,9 erfolgte. Ein mittelfristiger Rückgang auf knapp unter 70 erscheint realistisch. Der Ausbruch des Goldpreises hingegen benötigt noch einen passenden Trigger, der in einem geopolitischen Ereignis liegen könnte.
Physische Edelmetalle sind Trumpf
5 bis 10 % des Portfolios sollten zur Absicherung gegen unerwartete Katastrophen-Szenarien (Black Swan) in physischem Gold und Silber gehalten werden. Goldbarren und Gold-Philharmoniker-Münzen sind in Österreich umsatzsteuerfrei. Hingegen bei Platin und Silber fallen 20 % Umsatzsteuer an. Steuerlich günstiger sind Münzen, die lediglich der Differenzbesteuerung unterliegen.
Dazu Christian Brenner, Managing Director der philoro Edelmetalle GmbH: „Maple Leaf, Känguru und Mozart Coins werden außerhalb der EU produziert und dürfen mit einem verminderten Steuersatz von 7 % verkauft werden. Bei der Differenzbesteuerung wird jedoch die Steuer nie ausgewiesen.“ Wer keine Steuer auf Silber oder Platin zahlen will, benötigt ein Zollfreilager im Ausland. „Sowohl beim Kauf als auch bei der Einlagerung fallen keinerlei Steuern an. Erst wenn die Ware das Zollfreilager verlässt, werden die Steuern vom jeweiligen Land erhoben“, so Brenner. Philoro bietet ein Zollfreilager in der Schweiz, nahe dem Flughafen Zürich an. „Das Lager wird rund um die Uhr bewacht und der Dienstleister verfügt international über ein exzellentes Renommee, da er sich auf die Einlagerung von Wertgegenständen spezialisiert hat“, erklärt Brenner. Sicherheit bietet noch ein jährlicher Depotauszug, der von einem Notar und einem Wirtschaftsprüfer beglaubigt wird. Das Mindestinvestment beträgt 5.000 Euro und die Kosten für Gold und Palladium/Platin 0,65 % p.a. auf den durchschnittlichen Lagerwert, bei Silber sind es 0,95 % p.a.
Minenaktien oft schlechter als physisches Gold
Vorsicht ist hingegen bei den Minentiteln angebracht, denn diese Unternehmen leiden immer mehr unter „schlechten Witterungsbedingungen“ infolge des Klimawandels. Hinzukommen politische Risiken (z. B. Streiks und Unruhen) und das Risiko eines schlechten Timings beim Hedgen der Produktion. Die außerordentlichen Belastungen in den Bilanzen der Gold- und Silberminen treten gehäuft auf und die Gesellschaften weisen auf einen um Sonderposten bereinigten Gewinn hin. Somit schneiden nur wenige Goldminenaktien langfristig besser ab als der Goldpreis.
Seit September 2011 den Goldpreis outperformen konnten die Streaming-Gesellschaften Royal Gold (ISIN: US7802871084) und Franco Nevada (CA3518581 051), während Randgold (US75234 43098) zumindest so gut abschnitt wie der Goldpreis. Bei Silber hingegen können spekulative Anleger als gehebelten ETC (exchange traded commodity) mit einem Hebel von 2 auf den Silberpreis den ETFS 2x Daily Long Silver (DE000A0V9Y57) von ETF Securities in Erwägung ziehen.
Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at)