Stufenweiser Einstieg ratsam
Für Zertifikate-Experten gibt es trotz stürmischem Umfeld interessante Anlageideen.
Auch in stürmischen Zeiten gibt es „Leuchttürme“, beispielsweise Zertifikate
Patrick Baldia. Sollte man die aktuellen Kurse für einen Einstieg nutzen? Diese Frage stellen sich derzeit vermutlich auch viele Zertifikate-Anleger. Experten mahnen jedoch zur Vorsicht. „Heute sind Zertifikate zwar billiger als vor vier Wochen, wann aber genau eine Bodenbildung stattfinden wird, ist schwer abzuschätzen“, sagt etwa Marianne Kögel von der Raiffeisen Centrobank (RCB). Sofern man die aktuellen Kurse als attraktiv einschätzt, könne man aber durchaus auch jetzt schon zugreifen. Allerdings sei ein stufenweiser Einstieg ratsam.
Im Rahmen des Kursgemetzels der vergangenen Wochen wurden bei einigen Bonuszertifikaten die Barrieren verletzt, bei anderen würden sie noch halten bzw. bestünden immer noch Puffer von 15 bis 20 % nach unten, so Kögel weiter. Ob diese halten oder nicht, vermöge derzeit niemand seriös einzuschätzen. Zeige sich aller-dings, dass sich die Kurse stabilisieren, sollten die Barrieren halten. „In diesem Fall kann man von Kaufkursen sprechen“, hält die RCB-Zertifikate-Expertin fest.
„Es ist noch zu früh, um von einer Bodenbildung ausgehen zu können“, sagt auch Uwe Kolar, Head of Retail and Sparkassen Sales bei der Erste Group. Ideen für Zertifikate-Anleger gebe es im aktuellen Umfeld aber durchaus. Dazu würden Garantieanleihen, wie etwa der „ERSTE Future Invest Garant 90 % 20-30“ (ISIN: AT000A2D9G7), die an der Wertentwicklung eines Aktienkorbs oder -index direkt partizipieren, zählen. „Bei den tiefen Einstiegsniveaus sind (bei einer Mindestrückzahlungsgarantie von 90 %) die Chancen auf Kursgewinne zum Laufzeitende größer, was bedeuten würde, dass der investierte Nominalbetrag zu 100 % zurückgezahlt wird“, so Kolar. Kursverluste von bis zu 10 % würde der Anleger hingegen 1:1 tragen.
Anlageidee: Express-Anleihen
Eine weitere Idee sind für Kolar Express-Anleihen, um von den niedrigen Kursständen von Öl- und Versicherungsaktien zu profitieren. Dafür bieten sich etwa die „ERSTE Multi Fix Kupon Express Anleihe Öl 2020-2024“ (AT0000A2EFW1) oder die „ERSTE Multi Memory Express Anleihe Versicherungen 2020-2025“ (AT0000A2 D7X6) an. Deren Basiswerte: OMV und Shell bzw. AXA und Allianz.
„Grundsätzlich bieten Bonuszertifikate aktuell schönere Renditemöglichkeiten als noch vor der Corona-Krise“, sagt Kögel. Stark fallenden Kursen könnten sie sich allerdings nicht entziehen. Sie glaubt allerdings, dass sich derzeit Kapitalschutzzertifikate besser eignen würden. Das mit ihnen verbundene Risiko sei nämlich überschaubar. „Der maximal mögliche Verlust liegt in der Regel bei 10 % der Veranlagungssumme“, hält Kögel fest.
Insgesamt wird es in den kommenden Wochen voraussichtlich weniger Emissionen geben – auch bei der RCB. „Gänzlich darauf verzichten werden wir aber nicht – gerade bei Bonuszertifikaten sind die aktuellen Startwerte mittelfristig sicher interessant“, so Kögel. Aktuell befinde sich mit dem „3 % Europa/Global Bonus&Sicherheit 4“ (AT0000A2D8F1) ein RCB-Bonuszertifikat in Zeichnung, ein weiteres soll demnächst emittiert werden. Darüber hinaus würden sich mehrere Zertifikate mit 90 % Kapitalschutz – wie etwa der“ Megatrends Bond 90%“ (AT0000A 2DXW6) – in Zeichnung befinden. Neue Aktienanleihen mit Zeichnungsfrist wären hingegen derzeit nicht geplant, da das Marktumfeld zu unsicher sei. „Da bei vielen die Barriere verletzt wurden, ist es zu Aktienlieferungen gekommen“, erklärt Kögel.
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