Aktien für schlechte Zeiten

Von Pharma bis Nahrungsmittel – Renditechancen mit defensiven Titeln trotz Krise.

Michael Kordovsky. Um wirklich an krisenfeste Aktien zu kommen, sollte man auf klassische Dauerbrenner mit hoher Ertragskontinuität über den gesamten Konjunkturzyklus achten.

In diese Kategorie fallen eindeutig der Pharma- und Medizintechnik-Konzern Johnson&Johnson (ISIN: US4781601046) und die

Roche Holding (CH0012032113). Letztere hat mit Genentech ein Biotech-Standbein, verfügt über zwei verschiedene Corona-Tests und mit dem Rheumamittel Tocilizumab (blockiert Interleukin-6-Rezeptor und verhindert überschießende Immunreaktion) sogar noch über ein potenzielles Corona-Medikament. Von 2010 bis 2019 wuchs der Gewinn/Aktie um 5 % p.a. Johnson&Johnson erwirtschaftet 70 % der Umsätze mit Produkten, bei denen das Unternehmen weltweit den größten oder zweitgrößten Marktanteil hat. Das um Sonderposten bereinigte Betriebsergebnis hat der Konzern 36 Jahre in Folge steigern können, die Dividende sogar 58 Jahre! Per 8. Mai (15.35 Uhr) lagen Johnson&Johnson und Roche seit Jahresanfang jeweils 1,6 bzw. 10,9 % im Plus.

Lebensmittel, Getränke, Hygieneartikel, Desinfektions- und Putzmittel werden in Krisenzeiten teils sogar gehortet. Auf der soliden Seite stehen Nestle (CH0038863 350, Aktienkurs im laufenden Jahr unverändert), General Mills (US

3703341046) sowie die Haushaltswarenanbieter Procter&Gamble (US7427181091) und Clorox (US 1890 541097). Letztere liefert Putzmittel und Desinfektionstücher und ist im laufenden Jahr knapp 33 % im Plus. Im abgelaufenen „Corona-Quartal“ steigerte das Unternehmen Umsatz und Gewinn vor Steuern um jeweils 15 bzw. 24 %. Proc-ter&Gamble liefert tägliche Bedarfsgüter von Hygieneartikeln über Rasierklingen bis hin zu Pflegeprodukten und ist bekannt für Marken wie Always, Charmin (Toilettepapier), Gillette und Oral-B (elektrische Zahnbürsten). Das Unternehmen erhöht schon 63 Jahre in Folge die Dividende und brachte seinen Aktionären inklusive reinvestierter Dividenden in den vergangenen 40 Jahren einen Ertrag von stolzen 10,7 % p.a.

General Mills stellt Snacks, Frühstücksflocken, Fertiggerichte, Joghurts und Eiscreme her und schüttet bereits seit 120 Jahren durchgehend Dividenden aus. In den vergangenen Jahren konnte bei kleinen Gewinnsteigerungen pro Aktie die operative Marge (bereinigt um Sonderposten) von 15,7 auf 16,9 % des Umsatzes verbessert werden. Die Aktie liegt im laufenden Jahr gut 11 % im Plus.

Homeoffice, mehr Streaming Services und ein höherer Bedarf an größeren Bandbreiten – dies und mehr Telefonate und Online-Konferenzen sind das Ergebnis der Corona-Krise. In vielen Firmen ist man sich der Effizienzwirkung von Telekonferenzen erst jetzt so richtig bewusst geworden. Auf jeden Fall stehen die großen Anbieter von Telekom-Services auf der Gewinnerseite. Dazu zählt die Deutsche Telekom (DE0005557508), bei der Analysten von 2020 bis 2024 von einer Steigerung des Free Cash Flows vor Dividenden von 8 auf 11 MrdE ausgehen. Als Branchengigant in den USA interessant erscheint Verizon (US92343V1044) mit einem geschätzten Forward-KGV 2021 von 11,5.

Systemrelevant und stabil in fast jedem Umfeld sind reine Wasserversorger bzw. Abwasserentsorger wie die kalifornische American

States Water Company (US0298 991011), deren Gewinn/Aktie von 2015 bis 2019 um 9,3 % p.a. wuchs und bei 8,7 % p.a. Dividendenwachstum in den vergangenen zehn Jahren bereits das 65. Jahr hintereinander die Dividendenausschüttung erhöhte.

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