Nach der Krise ist vor der Krise
Wie man für eine Betriebsunterbrechung vorsorgen kann.
Manfred Kainz. Der coronabedingte Lockdown erzwang massenhaft Betriebsunterbrechungen. Inwieweit Ausfälle und Schäden daraus durch Betriebsunterbrechungsversicherungen abgedeckt sind, war und ist Gegenstand vieler Diskussionen; Versicherungsberater werden also viel zu tun haben, einerseits mit Fragen zu bestehenden Kundenverträgen und andererseits mit Beratungsarbeit für die Zukunft. Es werden Fragen auftauchen, wie: Spätestens jetzt sollte ich wohl oder übel eine Betriebsunterbrechungsversicherung abschließen, aber welche? Beobachter meinen, dass Versicherung gegen Betriebsunterbrechung jetzt wohl ein Thema wie private Kranken-, Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherung wird: Risiken, die man so lange unterschätzt (für die Versicherungsvorsorge daher keine Herzensangelegenheit ist), bis der Fall eintritt.
Szenarien
Im Falle von Betriebsunterbrechungsversicherungen stellen sich jetzt Fragen, wie: Zahlt sich eine „Seuchen-BU“ aus? Also eine finanzielle Absicherung gegen Schäden, die durch Quarantänemaßnahmen entstehen – mit einer Seuche oder Epidemie als „Trigger“. Denn nicht in allen Betriebsunterbrechungsversicherungen ist sie enthalten. Und rund 90 % der Versicherten hatten sie bisher nicht, weil es nun mal „kostet“. Dabei hatte schon das „World Economic Forum“ in der Vergangenheit das Szenario einer weltweiten Epidemie, sprich Pandemie, durchgespielt, die 1 % der Weltbevölkerung betreffen könnte. Außerdem gibt es durchaus die Expertenmeinung, dass das jetzige Coronavirus kein Worst Case sei, es durch-aus Schlimmeres gäbe. Etwa ein ständig mutierendes Virus mit veränderlichen Symptomen und Folgen, und das in Kombination mit einer Ansteckungsrate und Verbreitungsgeschwindigkeit wie in der Covid19-„Hochzeit“ in März und April.
Späte Lehre
Aber abgesehen von solchen Szenarien ist es wohl nicht falsch, eine Lehre aus den Erfahrungen der vergangenen Monate zu ziehen: Nach der Krise ist vor einer möglichen nächsten Krise. Heißt für die Praxis: Sich mit einer betrieblichen Auswirkungsanalyse, einer „Business-Impact-Analyse“, zu beschäftigen – und daraus einen Betriebsfortsetzungsplan auszuarbeiten („Business Continuity Planning“). Also „vorher“ zu überlegen, was alles passieren kann, und sich intern darauf vorzubereiten, damit man „dann“ schnell(er) weiß, was zu tun ist – und nicht erst im Notfall beginnt, zu organisieren, wer was (nicht) tun kann/soll/ muss. Ein Problem am Beginn der Corona-Krise war ja, dass viele erst damit anfingen, zu überlegen, wie man reagieren kann bzw. muss.
Risiko
Praktische triviale Probleme können da plötzlich schlagend werden: Wenn etwa Laptops ausverkauft sind, Informationen über Skype oder WhatsApp ausgetauscht werden statt, – wie sie sollten – über sichere Firmennetzwerke, Mitarbeiter private Rechner verwenden etc. Denn je mehr man im Netz agiert, desto höher ist auch das Risiko, gehackt zu werden. Und das gilt für alle Branchen (und vor allem für all jene Betriebe, die erst aus der Social-Distancing-Not eine Tugend im Sinne von eigenen Webshops etc. gemacht haben).
Check, Analyse, Plan
Um da als Firma firm zu ein, werden sogenannte „Vulnerability Checks“ von externen Profis angeboten. Mit deren testweisen „Angriffen“ von außen kann man feststellen, wie gut Firmensysteme geschützt sind. Weiter geht eine umfassende Business-Impact-Analyse: Da kann man feststellen (lassen), welche „Flaschenhälse“ man bei Krisen im Unternehmen hat: Was passiert, wenn wer oder was ausfällt. Ein Beispiel aus der Corona-Zeit: Was, wenn ganze Risikogruppen – beispielsweise alle älteren Arbeitskräfte – gleichzeitig monatelang ausfallen? Bei Kleinunternehmen kann schon ein einzelner Ausfall große Lücken
reißen … Auch zu erkennen, welche „Bottlenecks“, also Flaschenhälse, wie schlagend werden können, ist Aufgabe der Business-Impact-Analyse. Und die kann dann Basis für einen Business-Continuity-Plan sein: mit Maßnahmen, was man im Unternehmen vorbeugend-vorsorgend tun kann. Und natürlich gehört dazu auch die Versicherungsoptimierung.
Foto: AdobeStock / Syda Productions