Bewährungsprobe überstanden

Börsegehandelte Indexfonds: eine günstige Beimischung für jedes Portfolio.

Patrick Baldia. Auch wenn sie sich den Corona-bedingten Verwerfungen an den Börsen nicht entziehen konnten, so haben ETFs seit April wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben. Das gilt vor allem für den europäischen Markt, wo die Anbieter laut dem Fondsanalysehaus Lipper allein im Juni Zuflüsse in der Höhe von 13,7 Mrd Euro verbuchen konnten. „Von einem De-Risking kann nicht mehr die Rede sein“, so Bahram Sadighian, Director ETF and Index Investments Austria and Eastern Europe bei BlackRock Investment Management, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Seit Anfang April habe sich das Geschäft mit passiven Fonds extrem stark entwickelt.

Auch beim Konkurrenten Vanguard gibt es derzeit wenig Anlass zum Trübsal blasen. „2020 war für uns bislang ein sehr erfolgreiches Jahr – und das trotz der sehr hohen Volatilität von 40 %“, sagt Chris Hofmann, Senior Sales im Team Deutschland & Österreich, uns gegenüber. Wie Sadighian macht auch die Vanguard-Expertin aktuell einen Trend zu Anleihen aus. „Aber nicht Wetten auf einzelne Fixed-Income-Assetklassen“, konkretisiert sie. Grundsätzlich wären derzeit sowohl Aktien- als auch Anleihen-ETFs gefragt.

Handelbarkeit zu jedem Zeitpunkt
Für Hofmann, die bereits 2009 am Trading-Desk gesessen ist, haben sich ETFs auch während der aktuellen Krise bewährt – auch wenn einige Anleihe-ETFs im März vorübergehend unter ihrem NAV gehandelt wurden. Die Expertin verweist darauf, dass ein ETF immer nur so liquide ist wie der zugrundeliegende Markt. Auch während des bisherigen Höhepunkts im März, habe sich jedenfalls gezeigt, was viele Kritiker ETFs in Krisenzeiten absprachen: Die Handelbarkeit sei zu jedem Zeitpunkt gegeben gewesen. Ähnliches berichtet auch Sadighian: „Vor allem kleinere Positionen konnten innerhalb weniger Stunden verkauft werden.“

Nicht krisensicher?
„Dass Indexfonds nicht krisensicher bzw. nicht durchgängig handelbar sind und gerade in volatilen Marktphasen aktive Manager viele Vorteile haben, sind Ammenmärchen der aktiven Fondsindustrie“, meint Ali Masarwah, Analyst beim Fondsratinghaus Morningstar. Zwar hätten sich aktiv verwaltete Fonds zu Beginn der „Corona-Korrektur“ Ende Feber teilweise besser geschlagen. Seit dem Umschwung Ende März hätten aber wiederum ETFs die Nase vorn. „Im Durchschnitt hinken aktiv verwaltete Fonds der passiven Konkurrenz hinterher – egal ob in steigenden oder fallenden Märkten“, so der Fachmann.

Dass das für praktisch alle Fondskategorien und Zeiträume gilt, zeigt das aktuelle Morningstar-Fondsbarometer. Demnach sind auf Ein-Jahressicht im Durchschnitt nur 38 % der aktiven Fonds besser als ihre Indexfonds-Konkurrenten. Über einen Zeitraum von 15 Jahren sinkt die Erfolgsbilanz auf rund 15 %. Bei Rentenfonds schneiden auf kurze Sicht nur ein Viertel der aktiven Fonds besser ab als Indexfonds. Langfristig sind es deutlich unter 20 %. Insgesamt gehen bei aktiv gemanagten Aktien- und Rentenfonds die Erfolgsquoten bei längeren Betrachtungsräumen zurück.

Kostenthema
Wenn man das Risiko einer Underperformance minimieren möchte, müsse man auch auf die Kosten schauen. Das gelte auch für aktiv verwaltete Fonds – allerdings nur die Günstigsten. Das Morningstar Fondsbarometer zeigt regelmäßig, dass Fonds, die zum günstigsten Quintil zählen, das Teuerste outperformen. „Im Durchschnitt weisen 46 % der günstigsten Fonds, aber nur 17 % der teuersten Fonds eine Outperformance auf“, so Masarwah.

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