Wohin steuert die Ölpreisrallye?
Der Energiebedarf steigt weltweit, die Förderanhebung der OPEC fiel zuletzt bescheiden aus.
Raja Korinek. Noch vor wenigen Wochen sorgte der Omikron-Ausbruch für Schreckensmomente am Ölmarkt. Die Sorge vor einem Nachfrageeinbruch war groß, die Preise knickten ein. Allein die Notierung der europäischen Nordseemarke Brent notierte Ende November bei rund 82 USD je Fass, sank dann auf knapp unter 70 USD. Seither hat sich die Notierung erholt, ebenso wie jene in den USA, wo die WTI-Sorte gehandelt wird.
Bei der BNP Paribas führt man die Erholung unter anderem auf die – bislang bekannten – Eigenschaften von Omikron zurück. Die Experten verweisen auf die tendenziell milderen Verläufe. Somit werden weniger harte Lockdowns befürchtet, womit auch der Transportsektor weniger stark betroffen wäre. Auf diesen Bereich entfällt der Großteil der globalen Nachfrage, die trotz Bemühungen einer Energiewende mit 100 Mio Fass pro Tag ein Rekordhoch erreicht.
Kasachstan-Unruhen wecken Sorgen
Auch auf der Angebotsseite gibt es jede Menge preistreibende Ereignisse. Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch verweist auf die Unruhen in Kasachstan und sagt, „sie haben Befürchtungen geschürt, die dortige Ölproduktion könnte beeinträchtigt sein“. Tatsächlich wurde Meldungen zufolge die Produktion im größten Ölfeld des Landes angepasst. „Über das Ausmaß gab es keine Angaben. Kasachstan produziert aber knapp 1,7 Mio Fass Öl pro Tag und gehört zu den größeren Produzentenländern innerhalb der OPEC+“, so Fritsch.
Doch damit ist noch nicht Schluss. Der Marktprofi meint, auch in einem weiteren Land des erweiterten Produktionskartells gebe es Probleme: „In Libyen ist die Ölproduktion laut der staatlichen Ölgesellschaft NOC zuletzt auf 729.000 Fass pro Tag gesunken. Zuvor lag die Fördermenge bei rund 1,1 Mio. Fass pro Tag.“ Begründet wurde die Entwicklung mit Wartungsarbeiten, sie sollen inzwischen abgeschlossen sein.
Geringere OPEC-Förderung
Hinzu kommt, dass allein die OPEC im Dezember 2021 die Ölproduktion deutlich weniger als vereinbart gesteigert hatte, und zwar um nur 150.000 Fass pro Tag gegenüber dem Vormonat. Möglich wäre eine Steigerung um 250.000 Fass pro Tag. Insgesamt lag die Produktionsmenge mit 650.000 Fass pro Tag unter dem vereinbarten Niveau.
Von der Ölpreiserholung seit dem schweren Sturz 2020 haben zahlreiche Ölkonzerne kräftig profitiert. Sie haben zugleich aber Investitionen in neue Projekte aufgrund der Energiewende reduziert und legen den Fokus verstärkt auf erneuerbare Energien. Mit dem „Vontobel Oil-Strategy Index“ (ISIN: DE000VN6SG00) wird versucht, sowohl Chancen mit Branchenaktien zu nutzen, als auch von der Preisentwicklung der WTI-Notierung zu profitieren. Je nachdem, wo sich eine vorteilhaftere Entwicklung abzeichnet, wird das Vermögen entweder in Derivate investiert, die auf die künftige Entwicklung von WTI setzen, oder in einen Korb von zehn Ölaktien aus den USA und Kanada veranlagt. Dazu zählen beispielsweise Exxon (US30231G1022), Chevron (US1667641005) und Suncor Energy (CA8672241079).
Turbo-Chancen mit Risiko
Anleger, die sich ein höheres Risiko zutrauen, können gehebelt mit einem Turbo-Long-Zertifikat auf die Brent-Entwicklung setzen. Ein solches Produkt bietet etwa die BNP Paribas an (DE000PF6RQM7). Der aktuelle Hebel (per 7. Jänner) liegt bei 2,89. Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikats im Verhältnis zum Basiswert. Berührt oder unterschreitet allerdings der Basiswert die Marke von 53,86 USD, verfällt das Zertifikat. Bei beiden Zertifikaten müssen Anleger zudem das Währungsrisiko beachten.
Foto: AdobeStock / Trifonenko Ivan