Super Jahr – mit oder ohne dritter Piste
Ein anhaltender Ansturm der Passagiere auf alle Flughäfen der Gruppe lässt ein weiteres sehr gutes Geschäftsjahr erwarten. Da gerät der Aufreger „3. Piste“ fast ein wenig in den Hintergrund.
Zwei volle Sattelschlepper an Unterlagen und Kopierkosten in Höhe von 250.000 Euro allein für die Projekteinreichung sind weitere erstaunliche Details, die Günther Ofner am Mittwoch der Vorwoche bei der HV seines Unternehmens bekanntgab. „Allein den Akt zu lesen, würde zwei Jahre dauern“, so der Flughafen-Chef über die überbordenden Anforderungen des Gesetzgebers in der Causa „3. Piste“. In weiterer Folge betonten er und Vorstandskollege Julian Jäger immer wieder die langfristige Notwendigkeit einer neuen Start- und Landebahn, vor allem für die in Wien typischen Spitzenzeiten. Sie kritisierten das „unverständliche“ Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes, das eine Fertigstellung bis mindestens 2030 verzögert, „vor dem Hintergrund eines weltweit steigenden Flugverkehrs um 4 % pro Jahr“. Wer aber nun Wortmeldungen in der HV oder gar Proteste von Anrainern erwartete, irrte sich. Und somit konnten das zuletzt für viel Aufregung sorgende Thema sowie die – noch wichtigeren – sehr guten Zahlen des Flughafens (der Börsen-Kurier berichtete) in der in Summe 3,5 Stunden dauernden Eigentümerversammlung unaufgeregt abgearbeitet werden.
Generaldebatte
Den Auftakt machte wie gewohnt der IVA in Person von Wilhelm Rasinger, der 12 % des Streubesitzes oder 50 Aktionäre mit 1 Mio Stimmen vertrat. Nach Lob für den Geschäftsbericht und die neue Location am Flughafen meinte er mit Bezug auf die massive Aufstockung der Anteile des australischen Pensionsfonds IFM (auf knapp 40 %) im Berichtsjahr: „Es ist schade, dass wir Ausländer brauchen, um draufzukommen, was für gute Unternehmen wir haben.“ Um das zu unterstreichen, sprach er auch von einer „verdienten“ Dividende von 0,625 Euro, auch wenn ihn die dritte Nachkommastelle irritierte. Nachdem Rasinger und auch viele andere Anteilseigner an diesem Tag mit dem „CAT“ angereist waren, wollte er dann als erstes über dessen Entwicklung angesichts der Konkurrenz von Railjet und Bussen mehr wissen. Vorstand Jäger sprach von einem Passagierplus von 4 % auf 1,5 Mio im Vorjahr, „einer sehr guten schwarzen Null“ im Ergebnis und zeigte sich „sehr zufrieden“. Dann erwähnte Rasinger das ERP-Darlehen, das „weh tut, angesichts der allgemeinen Zinssituation und unserer Überliquidität“, fragte nach den Zinsen fürs Darlehen (4,68 %, Anm.) und ob man Negativzinsen (nein, Anm.) für die Anlagen bezahlen müsse. Ofner dazu: „Haben 40 Mio Euro mit 0,35 % verzinst“, was für ihn keine Summe sei, um da aktiv zu werden.
Entspannung eingemahnt
Bezüglich der 3. Piste sah der Anlegervertreter (und später auch noch ein anderer Redner) „überschießende Reaktionen“ des Flughafens auf das Urteil und mahnte ein, dass man das Thema entspannter und nicht so emotional behandeln solle. Jäger und Ofner bekräftigten daraufhin nochmals, dass es selbstverständlich sei, dass man alle Rechtsmittel ausschöpfe, und dass man ohne Bedarf auch um keine dritte Piste kämpfen würde. Alle zu diesem Thema auch vom Auditorium an diesem Tag vorgebrachten Ideen wie „Ausbau in Linz“, „größere Flieger einsetzen“, „Bratislava kaufen“ etc. konnte der Vorstand sehr glaubhaft als sinnlos oder nicht durchführbar darstellen. Was zunächst einmal bleibt, ist die Abschreibung von 30 Mio Euro als negativer Sondereffekt. Wie hoch einerseits die Kosten für eine dritte Piste in Summe überhaupt seien und andererseits wie hoch der Schaden bei einer endgültigen Ablehnung sein könnte, ließe sich laut Günther Ofner nicht seriös beantworten. Das war‘s dann aber auch mit dieser Angelegenheit, die uns alle noch lange beschäftigen wird.
Großer Aufsichtsrat u.a.
Ein weiteres Thema war dann noch die von einer Aktionärin genannte Klage in New York gegen den Flughafen, die vom früheren Airport-Shop-Betreiber Sardana 2015 eingebracht wurde. Ofner bezeichnete die Klage als „völlig absurd“, wies darauf hin, dass der Kronzeuge Hochegger heißt und ärgerte sich nur, dass die Sache dem Flughafen bereits eine halbe Million an Anwaltskosten beschert hat.
Anlässlich der Wahl von Ex-ORF-Mann Richard Grasl (auf dessen Medien-Know-how und Netzwerk man offensichtlich nicht verzichten möchte) sowie Werner Kerschl und Lars Bespolka (beide für den Hauptaktionär IMF) in den Aufsichtsrat meinte Rasinger dann noch, dass angesichts eines „überschaubaren Geschäftsmodells“ die Anzahl von zehn Aufsichtsratsmitgliedern sehr hoch sei – auch wenn die Vergütungen sehr moderat seien, wie er unterstrich.
Ob IMF plant, weitere Anteile am Flughafen zu erwerben, konnte man an diesem Tag leider nicht erfahren; sehr wohl aber, dass der Flughafen in keiner Weise beabsichtige, demnächst eine Kapitalerhöhung oder ähnliches durchzuführen. Abschließend betonte der Vorstand noch auf Anfrage, dass die Situation bei den kriselnden Kunden Niki und Airberlin sehr genau beobachtet werde, man sich aber nicht fürchte, und dass eine etwaige Insolvenz der Alitalia keine Auswirkungen hätte.
Da sonst alle Abstimmungen mit „nordkoreanischen“ 99 % vonstatten gingen, wunderte es am Schluss nur, dass der Standard-Punkt 8 (Ermächtigung zum Erwerb von Aktien) mit 54 % Gegenstimmen nicht angenommen wurde. Ein vom Börsen-Kurier befragter Experte meinte dazu, dass es sich aber anscheinend nur um eine im Vorfeld schlecht koordinierte Sache handle.
Autor: Klaus Schweinegger (redaktion@boersen-kurier.at)