Sind unsere jungen Erwachsenen Finanz-Analphabeten?

Finanzwissen sollte früh vermittelt werden und sollte in die heimischen Lehrpläne.

Rudolf Preyer. Der Bankenverband und die BAWAG P.S.K. sorgen sich um die Finanzbildung der jungen Erwachsenen (18 bis 29 Jahre): Eine beim Marktforschungsinstitut marketmind beauftragte Online-Umfrage fördert zu Tage, dass sich 83 % der jungen Erwachsenen in Geldfragen nicht „sattelfest“ fühlen. Diese Studie zeigt weiters, dass 43 % der heimischen „Jungen“ von ihren Eltern nicht ausreichend über Geldangelegenheiten informiert wurden. (So sehen das zumindest die Befragten.) „Geld darf in der Familie aber kein Tabu-Thema sein“, appellierte Bankenverband-Generalsekretär Gerald Resch.

Eine weitere überraschende Zahl der gegenständlichen Untersuchung: 69 % der Befragten präferieren ein persönliches Beratungsgespräch direkt in der Bank. Wenngleich man deswegen aus Servicesicht die „digitale Welt“ – also etwa Social Media-Kanäle – dennoch nicht vernachlässigen dürfe, so Enver Sirucic, er ist CFO in der BAWAG Group AG.

Schuldenmachen schlecht angeschrieben

Entgegen der Annahme, dass junge Menschen im Konsumrausch untergehen, sei „vernünftiges Wirtschaften“ durchaus wichtig für sie. Sparen liege vielmehr sogar im Trend. Zumindest möchte man sich nicht ohne weiteres verschulden: Für fast zwei Drittel der Befragten ist Schuldenmachen außer Obligo. Sie wollen sich zwar etwas gönnen, aber eben: nicht um jeden Preis. Brauchen die Jungen doch einmal zusätzliches Geld, ist vorrangig die Familie gefragt. Was an Peter AlexandersLied „Der Papa wird‘s schon richten“ erinnert.

Tabuisierung von Geldfragen schadet

Der Bankenverband wünscht sich, dass Finanzthemen verstärkt in die Lehrpläne eingebunden werden. Was ein Girokonto, ein Sparbuch, eine Versicherung sind, und wie man die erste Wohnung kauft: das müsse unseren Kindern schon in der Grundschule vermittelt werden, so Resch. Aber auch die Eltern entlässt er nicht aus der Verantwortung. Diese seien „wichtigste Vorbilder in Geldfragen“.

Die Banken stehen den Eltern und Schulen jedenfalls als Kooperationspartner zur Verfügung. So wurde auf das gemeinsam mit dem Bildungsministerium organisierte Planspiel „Schulbanker“ hingewiesen. Schüler übernahmen dabei eine virtuelle Bank. Im DACH-Raum organisiert, ging die HAK Zell am See im Wettbewerb als Österreich-Sieger hervor. Auch auf die Möglichkeit von Schul-Workshops wurde hingewiesen, zudem auf das European Money Quiz. Interessierte finden die Initiativen unter bankenverband.at.

In seinem Schluss-Plädoyer wandte sich Bankenverband-Generalsekretär Resch an die Eltern: „Sprecht mit Euren Kindern bitte über Geld!“

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