„Zeit heilt alle Wunden“

Nach dem beispiellosen Einbruch der Weltwirtschaft zeigt sich Nordea nun optimistisch.

„Zeit heilt alle Wunden“

Nach dem beispiellosen Einbruch der Weltwirtschaft zeigt sich Nordea nun optimistisch. (23.07.)

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„Die Zeit heilt alle Wunden“

Nach dem beispiellosen Einbruch der Weltwirtschaft zeigt sich Nordea nun optimistisch.

Marius Perger. In den ersten beiden Juli-Wochen hielt Nordea Asset Management gemeinsam mit den Fondsmanagern Ethenea und Mainfirst ihre sommerliche Roadshow unter dem Motto „Willkommen zurück“ in fünf österreichischen Städten ab. Ausgehend von der Tatsache, dass sich die Märkte derzeit trotz der angekündigten schlimmsten Verwerfung seit 100 Jahren vielversprechend entwickeln, stand die Frage „Wie geht es weiter“ im Zentrum der Veranstaltung. Um es vorwegzunehmen: Nordea-Österreich-Chef Johannes Rogy konnte dem versammelten Fachpublikum zwei Botschaften mitbringen: Der Spruch „die Zeit heilt alle Wunden“ finde auch an den Finanzmärkten seine Bestätigung. Und, für Anleger wichtig: „Der unschlagbarste Ansatz: Aktien long“.

Eingangs präsentierte Rogy den wirtschaftlichen Ausblick des skandinavischen Finanzkonzerns. Habe man sich Ende des Vorjahres noch gefragt, ob der Konjunkturzyklus vor einem Einbruch steht, so sei nun klar, dass sich die ganze Welt in einer Rezession befindet. Die Corona-Krise sei tief und beispiellos; sie habe den Dienstleistungssektor am härtesten getroffen, aber auch der Produktions-Sektor könne sich ihr nicht entziehen. Ebenfalls beispiellos sei die Reaktion der Staaten und Notenbanken gewesen; Rogy sieht hier ein „neues Selbstverständnis der Rolle des Staates“, das uns länger begleiten werde.

Er verwies beispielsweise darauf, dass zum Höhepunkt der Krise in Österreich die Hälfte der unselbständigen Erwerbseinkommen direkt vom Staat bezahlt wurde – an Arbeitslose, Beamte und über Kurzarbeitsmodelle.

Gleichzeitig sei die Volatilität an den Finanzmärkten dramatisch angestiegen. Von 23 von Nordea beobachteten Märkten habe einzig Dänemark mit +6,79 % im ersten Halbjahr eine positive Performance gezeigt, China liege mit einem knappen halben Prozent Minus an zweiter Stelle. Am schlimmsten erwischt habe es Brasilien (-36,1 %), dann komme bereits Österreich
(-28,1 %). Was die Sektoren betrifft, konnten Informationstechnologie und Konsum zulegen, während insbesondere Energie, aber auch die Finanzbranche und die Industrie massive Einbußen hinnehmen mussten. Der Kollaps des Ölpreises habe zur niedrigen Inflation geführt, und auch bei den Zinsen rechnet Nordea mit einem weiterhin tiefen Niveau. Schließ-lich habe all das auch Auswirkungen auf Währungen gehabt: Stark gegenüber dem US-Dollar haben sich vor allem Schweizer Franken und Japanischer Yen gezeigt, während die Währungen vieler Emerging Markets – allen voran Brasiliens, Südafrikas und Mexikos – massiv an Wert verloren.

Talsohle durchschritten
Corona habe zu einem scharfen Rückgang der ökonomischen Aktivitäten und einem steilen Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt – die Talsohle sei aber bereits durchschritten, so das Investmenthaus Nordea. Die ökonomischen Kosten der Pandemie seien aller-dings gigantisch. So sei im laufenden Jahr global mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um
3 %, in den USA um 5 % und im Euroraum sogar um 9 % zu rechnen. 2021 sei dann aber mit einer starken Erholung zu rechnen: Nordea erwartet global ein Plus von 5 %, in den USA +4 % und im Euroraum +6 %.

Die staatlichen Hilfsmaßnahmen werden ihre Spuren sehr deutlich im Defizit der einzelnen Länder hinterlassen: 2020 sei in den USA mit einem Defizit von 15,4 %, 2021 mit einem von 8,6 % zu rechnen. Für den Euroraum werden heuer 8,5 % und im kommenden Jahr 3,5 % erwartet. Relativ gut stehen jene Staaten da, die in den letzten (guten) Jahren einen Überschuss erzielt haben und nun einen Spielraum für die Finanzierung besitzen. Neben Deutschland seien dies insbesondere die skandinavischen Staaten Dänemark, Norwegen und Schweden.

Nordeas Investmentphilosophie
Statt auf Anlageklassen setzt die skandinavische Fondsgesellschaft auf „Ertragstreiber“. Dafür werde ein Ertragstreiber als Risikoprämie – also als jener Zusatzertrag, den man für das Eingehen eines gewissen Risikos erhält – interpretiert. Es zeige sich, dass sich Risiko leichter identifizieren lasse, wenn man auf Risikoprämien fokussiert ist anstatt auf Anlageklassen. Darüber hinaus seien Korrelationsanalysen für Risikoprämien robuster als für Anlageklassen.

Man müsse die volkswirtschaftliche Entwicklung nicht exakt vorhersagen können, um in allen Phasen des Konjunkturzyklus einen positiven Ertrag zu erzielen, so Nordea. Dafür werden „zur signifikanten Reduktion des Gesamtportfoliorisikos“ Renditetreiber, die in rezessiven Phasen funktionieren mit solchen kombiniert, die in Erholungsphasen funktionieren – das Ergebnis sei eine durchgehend positive Wertentwicklung.

So werden beispielsweise im „Nordea 1 – Alpha 10 MA Fund“ sechs sogenannte „Superstrategien“ eingesetzt, die jeweils unabhängig voneinander in der Art von Sub-Portfolios verwaltet werden und eine Vielzahl unterschiedlicher Risikoprämien beinhalten. Vier dieser Strategien – Aktien-, Anleihen- Währungs- und strategische Risikobalancierungsstrategien – diesen der Risikobalancierung. Dazu kommen zwei direktionale Strategien (Handels- und X-Asset Momentum Strategien), die langfristig absolute Erträge anstreben, indem sie in bestimmten Marktphasen Ineffizienzen ausnutzen. Insgesamt würden sich diese Super-Strategien üblicherweise voneinander unabhängig entwickeln und auf lange Sicht „recht marktneutral“ verhalten.

Foto: Pixabay / Capri23auto