Krise bei den Autoherstellern

Die Nachfrage im Luxussegment bleibt aber teils beachtlich stark.

Roman Steinbauer. Die Lage in der Autoindustrie spitzt sich zu. Sahen Analysten im Frühjahr bei Herstellern aus dem EU-Raum nur eine holprige Transformationsphase zu E-Modellen, spricht das Management von VW unterdessen vom „Wegbruch“ der Kundennachfrage zu ganzen Modellreihen. Die Aktionäre deutscher Kfz-Produzenten hatten seither Kurseinbrüche bis zu mehr als 40 % hinzunehmen. Dass (abgesehen von Hyundai Motor) die Aktien weiterer Produzenten wie Toyota Motor, Nissan, Mazda Motor oder Ford ebenso Federn ließen, mag kein Trost sein. Ein Aufwind ist derzeit bloß bei chinesischen Mitbewerbern wie Geely zu registrieren, deren Papiere binnen vier Wochen um 14 % anzogen.

Krisenmodus erfasst Hersteller in rascher Abfolge
Zur Diskussion um Werksschließungen bei VW gedeihen bereits Spekulationen einer Einbringung durch das Land Niedersachsen (hält 20 % der VW-Stammaktien) oder gar der Bundesregierung in Berlin. Stellantis wiederum schob als Muttergesellschaft der Volumenmarken Chrysler, Fiat, Peugeot, Opel und Citroen kürzlich den Bau eines geplanten Werks in Illinois auf, weshalb die US-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) aufgrund von Verletzung zu vereinbarten Tarifverträgen zu klagen droht. BMW sieht sich indes mit einem Entscheid der US-Behörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) konfrontiert, 721.000 Fahrzeuge (Kurzschlussgefahr durch eine Steckverbindung an der Wasserpumpe, Anm.) zurückzurufen. Des Weiteren schockte der US-Autoriese Ford die Märkte mit einem Verlust von 1,14 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal, wobei nur noch Modelle mit Verbrennungsmotoren schwarze Zahlen schrieben. Beeinträchtigungen im Zollstreit mit China sind indes im Euro-Raum noch kaum abzuschätzen.

Verschärfung der Lage
Die Daten des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA) für August rütteln auf: So sanken die Inland-Pkw-Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr um 28 %, jene deutscher Hersteller um 23 %. In hohem Tempo nehmen Konsumenten dabei von reinen E(BEV)-Autos Abstand. Im Vormonat wurden mit 40.600 Stück um 60 % (!) weniger als 2023 abgesetzt. Noch stabil zeigen sich die Exportzahlen des Nachbarn, die heuer mit 2,116 Millionen Einheiten um 2 % im Plus liegen.

Die Europäische Automobile Manufacturers Association (ACEA) zeichnete für Juli für den EU-Raum (durch die niedrige Vergleichsbasis im Vorjahr) noch ein günstigeres Bild. Mit 6,5 Millionen Einheiten wurde eine Steigerung um 3,9 % erzielt. Spanien führte das Feld mit +5,6 % vor Italien (+5,2 %), Deutschland (+4,3 %) und Frankreich (+2,2 %) an. „Deftiger“ sind die ersten Zahlen für Frankreich im abgelaufenen Monat: Die Neuanmeldungen kollabierten um satte 24,3 %. Der Branchenausblick des deutschen Ifo-Instituts lässt kurzfristig keine Erholung erwarten. Im August brach dieser um 6,2 auf -24,7 Punkte ein. Dass im Zuge dieser Entwicklung die Autohersteller die österreichischen Zulieferer noch stärker unter Preisdruck setzen werden, liegt auf der Hand.

Luxussegment als Alternativanlage?
Spektakulär verlief seit dem Börsengang im Herbst 2020 hingegen die Kursnotiz von Ferrari. Anteilscheine für den Hersteller aus Maranello (Modena) kletterten, ausgehend von 148 Euro, seitdem um das knapp Dreifache auf 436 Euro. Das Ergebnis je Aktie zog seither von 3,73 Euro auf 6,91 Euro (2023) mit, die Umsatzerlöse schnellten von 3,46 auf 5,97 Milliarden Euro. Die Zunahme der Mitarbeiter (4.988 zu Ende 2023) lag mit +9 % hingegen in einem „normalen Verhältnis“. Das Rückschlagpotential ist unterdessen hoch. Auf Basis der Gewinnprognosen 2024 zeigt der Titel ein KGV von 55.

Völlig konträr kamen hingegen die Aktionäre der britischen Nobelsportwagen-Marke Aston Martin unter die Räder. Nach dem Börsengang im Jahr 2019 bei umgerechnet 40 Euro per Aktie liegt der Kurs der (auch an der Stuttgarter Börse notierten) Wertpapiere gerade noch bei 1,75 Euro. Die Briten mit Firmensitz Gaydon (südwestlich von Birmingham) haben attraktive Sportwagen anzubieten, eine Profitabilität lässt aber bereits seit 2017 auf sich warten. Von einem Konsortium um Investor Lawrence Stroll kontrolliert, zogen die Verkäufe vom Beginn dieses Jahrzehnts von 3.394 auf 7.000 Einheiten und die Erlöse von umgerechnet 710 Millionen Euro auf 1,89 Milliarden Euro in 2023 an. Die Quartalsergebnisse blieben mit einem Cashflow von -71 Millionen Euro in Q1 und -12,1 Millionen Euro in Q2 aber weiterhin negativ. Der Aktienkurs hob sich seit 8. August immerhin wieder um 10 %.

Eine Diskrepanz zum starken operativen Geschäftsverlauf ist bei den Vorzugsaktien der Porsche festzustellen. Trotz einer am oberen Erwartungsende erreichten Umsatzrendite in Q2 von 17 % verfolgen die Anteilseigner eine laufend abdriftende Börsennotiz, die im August mit 38 Euro einen weiteren Tiefstand markierte. Die Eckdaten sind unterdessen reizvoll. Auf Basis der erwarteten Gewinne 2024 ergibt sich ein niedriges KGV von 2,66 und eine Dividenden-Rendite von 6,27 %.

Abgesehen vom Umstand, dass derzeit wohl nur antizyklisch agierende Investoren bei Auto-Aktien zugreifen, haben Anleger nur passiv die Möglichkeit am Erfolg weiterer Luxusmarken zu profitieren. Maserati fungiert in der Stellantis-Gruppe, Lamborghini und Bentley sind unter dem Dach von Audi bzw. VW, während Rolls Royce Auto von BMW gesteuert wird.

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