Wer von Donald Trump profitiert

Auswirkungen der Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten auf die Austro-AG.

Patrick Baldia. Für die einen kam es überraschend, für die anderen deuteten es die Aktien-, Renten-, aber auch die Krypto-Märkte im Vorfeld an. Die Rede ist vom neuerlichen Sieg des Republikaners Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl. Und bekanntlich wird nicht erst seit dem 6. November, dem Tag nach der Wahl, spekuliert, was das konkret für Wirtschaft und Börse bedeutet bzw. welche Branchen und Unternehmen profitieren könnten.

So viel steht jedenfalls fest: Trump war eindeutig der Kandidat der Börse. „Weil er erklärte, alles zu tun, um die US-Wirtschaft stark zu machen mit einer Kombination aus Deregulierung, Zöllen und Steuersenkungen“, sagt Alois Wögerbauer, Manager des „3 Banken Österreich-Fonds“ und Geschäftsführer der 3-Banken-Generali-Investment-Gesellschaft, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Unmittelbar nach der Wahl schossen die US-Indizes jedenfalls auf neue Rekordstände.

Geringes US-Exposure
Direkte Auswirkungen des Ausgangs der US-Wahl für österreichische Unternehmen sind für Wögerbauer jedenfalls nicht zu hoch einzuschätzen. „Man kann nicht von einem Gamechanger sprechen, der alles über den Haufen wirft“, sagt er. Auch Bernhard Haas, Manager des „RT Österreich Aktienfonds“ und des „Erste Stock Vienna“ glaubt, dass die Unternehmen an der Wiener Börse von der Präsidentschaft Trumps eher weniger profitieren werden. „Weil die meisten ein geringes US-Exposure aufweisen“, sagt der ESPA-Fondsmanager dem Börsen-Kurier.

Zu den heimischen börsennotierten Unternehmen mit starkem Exposure gehört Schoeller-Bleckmann (SBO). In den Tagen nach der Wahl legte die Aktie um starke 10,5 % zu. Die Erdölindustrie gilt als einer der größten Profiteure des Wahlausgangs. Wiederholt hatte Trump im Wahlkampf erklärt, die Förderung von Erdöl und Erdgas in den USA ausbauen zu wollen. Selbst am Tag nach dem Urnengang bekräftigte er seine Pläne. Was sein Großspender Elon Musk davon hält, sei dahingestellt. Die SBO erzielt jeden-falls rund zwei Drittel des Umsatzes in den USA. An den insgesamt acht Standorten vor Ort wird unter anderem die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Hochpräzisionskomponenten, Bohrmotoren, Rotary Steerable Tools und Well-Completion-Produkten abgedeckt.

Ein wichtiger Markt ist die USA auch für Palfinger. Der Salzburger Kranhersteller hat in den letzten Jahren viel in den Markt investiert und verfügt dort heute über vier Produktionsstandorte; 13 Standorte, die maßgeschneiderte Lösungen bieten; eine mobile Flotte von mehr als 100 Fahrzeugen; sowie ein Sales-&-Service-Netzwerk, das mehr als 1.000 Partner umfasst. Im Vorjahr wurde schließlich ein regionales Headquarter in Schaumburg, im Bundesstaat Illinois, eröffnet. Und dass 2023 für Palfinger ein Rekordjahr war, liegt auch an der starken Performance der Region Nordamerika (NAM), die für knapp 25 % der Umsatzerlöse verantwortlich zeichnete. „NAM erwies sich, dank der hohen Nachfrage nach Servicekranen, Hubarbeitsbühnen und Mitnahmestaplern als der wichtigste Wachstumsmarkt von Palfinger“, hieß es im Geschäftsbericht. Kurz: Ein Anziehen der US-Konjunktur (BIP-Wachstum 2023: 2,5 %) würde dies wohl nur bekräftigen.

Rosenbauer: vier US-Werke
Beim Feuerwehrausrüster wurde im Vorjahr 26 % des Konzernumsatzes in der „Area Americas“ erzielt, wobei die USA im Gegensatz zu den anderen Märkten der Region von einem beschleunigten Konjunkturwachstum profitierte, wie das Unternehmen berichtete. Rund 21 % der weltweit 4.000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Betrieben werden vier Produktionsstandorte: zwei in Wyoming (Minnesota), einer in Sioux Falls (South Dakota) und einer in Freemont (Nebraska).

Bei der Voestalpine wurden im vergangenen Geschäftsjahr rund 14 % des Umsatzes in der Region USMCA (für „United States-Mexico-Canada-Agreement“, Anm.) eingefahren. Alleine in den USA unterhält sie rund 20 Standorte. Erst im Spätsommer wurde die Erweiterung der Produktionskapazitäten des Werkes im US-Bundesstaat Indiana bekanntgegeben. Dafür nimmt der Stahl- und Technologiekonzern rund 70 Millionen Euro in die Hand.

Die Voestalpine ist mit einem Eckpfeiler von Trumps Wirtschaftspolitik jedenfalls bestens vertraut: Bereits in der ersten Ära zwischen Jänner 2017 und Jänner 2021 war das Unternehmen von US-Zöllen betroffen. Nachdem nach einer ersten Runde weitere Strafzölle verhängt wurden – konkret auf Präzisionsstahlrohre -, wurden die Produktionskapazitäten vom Standort Lafayette (Georgia) schlichtweg nach Mexiko verlagert.

Schwächelnder US-Wohnbau
„Man hat in den USA gesehen, dass viele Unternehmen auf das Wahlergebnis gewartet haben und sich mit Investitionen zurückgehalten haben“, so Fondsmanager Haas. Dazu zählt auch Wienerberger. Der heimische Baustoffkonzern macht, wie in Europa, auch in den USA die schwächelnde Wohnbautätigkeit zu schaffen. So wurden in der größten Volkswirtschaft der Welt im Vorjahr um fast 12 % weniger Baugenehmigungen erteilt als im Jahr davor. Insgesamt verfügt man in den USA, die 20 % des Konzernumsatzes verantworten, um mehr als zehn Produktionsstätten. Dabei wird auf innovative Produkte und Systemlösungen in den Bereichen Vormauerziegel, Beton- und Kalksandsteinprodukte sowie Kunststoffrohre gesetzt.

Einen größeren Effekt auf die Wirtschaft als der Wahlausgang hat für Haas – in den USA und Europa – die Zinsthematik. „Die Frage ist, ob die Fed die Zinsen wirklich so weit senken kann, wie sie will?“, meint er. Schließlich würden höhere Staatsausgaben, wie von der Trump-Administration erwartet, auch die Inflation anheizen. Das werde am Markt kaum reflektiert. „Aber generell sollte das Umfeld für heimische Unternehmen mit fallenden Zinsen, zurückgehender Inflation und politischer Stabilität (in Deutschland) besser werden“, zeigt sich der Experte auch für den Wiener Marktplatz vorsichtig optimistisch.

Für Wögerbauer fehlen an der Wiener Börse insgesamt die internationalen Investoren. „Abseits der großen Unternehmen sind die handelbaren Umsätze sehr gering“, sagt er. Helfen würde der Wiener Börse eine Lösung des Ukraine-Konflikts. Vor allem viele US-Investoren würden sie aufgrund der geopolitischen Situation meiden. Der Fondsmanager gibt zu, dass er aktuell eher vorsichtig auf den Wiener Marktplatz eingestellt sei. Eine Tatsache führe die aktuelle Situation jedenfalls vor Augen: „Mehr denn je braucht man ein internationales Portfolio.“

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