Unternehmensanleihen als Renditebringer

Metis Invest zielt darauf ab, den Corporate-Bond-Index zu schlagen.

Roman Steinbauer. Höhere Renditen im Vergleich zu öffentlichen Anleihen lässt Privatanleger verstärkt den Blick auf Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) richten.

Der Börsen-Kurier erkundete in einem Interview mit dem Geschäftsführer der Metis Invest GmbH, Bernhard Tollay (Foto; er managt die Veranlagungen in Zusammenarbeit mit Lukas Feiner), dessen aktuelle Markteinschätzungen und Ansätze zur Titel-Selektion. Die Profis der Metis verantworten als Tochtergesellschaft der Merkur Versicherung die Veranlagung der Gelder der gesamten Versicherungsgruppe. Metis verwaltet aktiv neben dem Versicherungsportfolio ebenso Corporate-Bond-Produkte und verschiedene Dachfonds.

Börsen-Kurier: Herr Tollay, festverzinsliche Finanzanlagen erfüllten heuer die Hoffnungen, die in sie gesetzt wurden. Aber wo setzt sich Metis langfristig eine Latte? Wo liegen die Ziele in der Sparte der Unternehmensanleihen?
Bernhard Tollay: Für unsere Strategie und unseren Erfolg ziehen wir als Benchmark den „iBoxx Euro Corporate Bond Index“ (dieser wird vom Finanzdienstleister IHS Markit erstellt, Anm.) heran, der mehr als 3.500 Anleihen von über 850 Unternehmen beinhaltet. 2023 schlugen wir diese internationale Messlatte um einen ganzen Prozentpunkt. Heuer liegen wir eben-falls bereits 0,6 % darüber. Damit befinden wir uns erneut über unserer selbst gesetzten Vorgabe einer jährlichen Outperformance von 0,5 %.

Börsen-Kurier: Die Zinskonditionen stellen einen wesentlichen Parameter für den Anleihenmarkt dar. Welchen Trend erwartet Metis hier als Rahmenbedingung für das erste Halbjahr 2025?
Tollay: In den USA sehen wir nur noch ein bis zwei kleine Leitzinssenkungen nahen. Dann dürfte das Abwärtspotential aber ausgereizt sein. Denn nicht nur höhere Importzölle werden einen gewissen Preisdruck aufrechterhalten, sondern auch zu erwartende Steuererleichterungen dürften dort die Konjunktur befeuern. In Europa hingegen ist durch die angeschlagene Wirtschaftslage mehr Spielraum gegeben. Da hat die EZB bis Mitte kommenden Jahres noch Spielraum, um Herabsetzungen bis auf ein Niveau von etwa 2,25 % vorzunehmen.

Börsen-Kurier: Aus welchen Staaten werden vorrangig Schuldverschreibungen der Unternehmen gewählt?
Tollay: Bei der Titelauswahl werden Papiere weltweiter Gesellschaften berücksichtigt, die aber alle in Euro notieren. Also, falls attraktiv, wählen wir auch Emittenten aus Übersee bzw. nicht dem Euroraum zugehörigen Staaten. Da es eben Euro-Anleihen sind, gibt es daher kein Währungsrisiko.

Börsen-Kurier: Welche Sektoren halten Sie derzeit für attraktiv? Wird beispielsweise auch die Rohstoffsparte berücksichtigt?
Tollay: Momentan favorisieren wir den Bankensektor, es sind aber auch bereits große Vertreter aus der Immobilienbranche wie beispielsweise Vonovia wieder interessant. Die Rohstoff-Konglomerate erreichen nicht die erforderlichen Vorgaben zur Nachhaltigkeit. Zyklische Industriesektoren wie Stahlproduzenten befinden sich wiederum in einem zu schwierigen Umfeld.

Börsen-Kurier: Ist bezüglich der Titelauswahl, der Bonitäten oder der Laufzeiten ein interner Rahmen vorgegeben? Wie sieht generell das Risikoprofil aus?
Tollay: Üblicherweise werden bei Metis Bonds mit Laufzeiten zwischen zwei und 15 Jahren erworben. Dabei sollte das Emissionsvolumen der einzelnen Produkte zumindest bei 500 Millionen Euro liegen. Dazu überwiegend mit Investment-Grade-Bonität, also von AAA bis BBB. In einer Strategie finden auch nachrangige Anleihen Eingang. Bei dieser werden dann auch Papiere mit erhöhtem Risiko (High Yield) in geringem Ausmaß mitberücksichtigt. Neben dem Risikoprofil haben inzwischen aber auch die jeweiligen Prozesse zur Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert.

Foto: Marija Kanizaj